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Rückblick bis 1960

Geschichte des Volksschulwesens und der Schulhäuser in Prackenbach (bis 1960) verfasst von Hans Einsele, Schulleiter in Prackenbach bis 1965

Bis um 1820 herum gab es in Prackenbach keine Schulpflicht, keine eigenen Schulhäuser und auch keine eigenen, studienmäßig vorgebildeten Lehrer oder Lehrerinnen.

In der Zeit von 1700 bis 1800 schickten lediglich manche Eltern völlig freiwillig ihre größeren Kinder in das "Binderhäusl" und später in das sogenannte "Fellmerhäusl", (steht heute noch gleich neben dem Anwesen der Krämerei Ketterl in Prackenbach in nächster Nähe der Kirche), in dem jeweils der Dorfweber und Dorfviehhüter gegen Entlohnung in Naturalien die Kinder in den einfachsten Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens unterrichtete. Diese Dorfweber sollen sehr streng gewesen sein. Ein Faß, das die Kinder immer wieder zur Düngerverwertung auf der anliegenden Wiese entleeren mußten, diente zur Notdurft. Rute und Haselstock sollen damals oft roh regiert haben.

Erst 1826 erwarb die Pfarrei das gleich an der Friedhofsmauer gelegene Haus der Metzgerswitwe Therese Lehmberger käuflich und verwendete es als erstes richtiges Schulhaus. Da der Lehrer von damals an auch die Mesnerdienste leistete, nannte man dieses erste auch "Mesnerhaus". Von nun ab gab es auch die ersten fachlich vorgebildeten Lehrkräfte. Die Kinder wurden nunmehr in Kurse eingeteilt und nach einem amtlich vorgeschriebenen Lehrplan unterrichtet. Zuerst bestand ab 1826 nur eine Klasse, das heißt, alle Kinder wurden in einem Raum von einer Lehrkraft unterrichtet. Mit der Vergrößerung des Ortes und der umliegenden Ortschaften wuchs die Schülerzahl ständig an. Bald brauchte man zwei Lehrkräfte und daher zwei Schulzimmer.

Deshalb erbaute man 1919 gleich nebenan ein zweites Schulhaus mit zwei Lehrsälen. Dieses Schulhaus steht heute noch, wenn auch seit Januar 1940 dort kein Unterricht mehr stattfand; denn die Gemeinde erbaute 1939 an der Taffertsberganhöhe ein drittes, großes, modernes Lehrgebäude mit vier Lehrsälen und gleich nebenan ein modernes Lehrerwohnhaus. Durch das ständige Anwachsen der Kinderzahl waren nämlich bald drei Lehrkräfte nötig geworden. Das ehemalige zweite Schulhaus verkaufte die Gemeinde 1940 an den Spar- und Darlehenskassenverein Prackenbach, welcher seine Geschäftsräume dahin verlegte und darin den Dienstraum für die Landpolizeit sowie zwei Wohnungen für die Landpolizeibeamten einrichtete.  

Bis 1944 wurde sodann im neuen dritten Lehrgebäude an der Taffertshöhe von drei Lehrkräften in drei Lehrsälen Unterricht erteilt. Zwischen 1934 und 1944 wurde im vierten, nicht benötigten Lehrsaal ein Kindergarten eingerichtet, der jeweils von einer vorgebildeten Kindergärtnerin der NSDAP geleitet wurde. (N.S.V. - Kindergarten)

Ende 1944 mußte das neue Schulhaus gänzlich geräumt werden. Weil man eine der drei Lehrkräfte seit Kriegsbeginn (1939) zu anderweitiger Kriegsaushilfeleistung weggezogen hatte, verblieben bis Kriegsende nur mehr zwei Lehrkräfte für rund 220 Kinder. Jede Lehrkraft hatte durchschnittlich also täglich je 110 Schüler zu betreuen. 1944 mußte das Schulhaus gänzlich einer Wiener - Zwangserziehungsanstalt überlassen werden. Die zwei Lehrer mußten nunmehr ihre Kinder in den Wirtshausstuben im Dorfe unten unterrichten. (Im Gasthaus Bergbauer und im Gasthaus Eidenschink) Das dauerte bis Anfang Februar 1945. Unterdessen wurden auch die Lehrerdienstwohnungen bis zur letzten Möglichkeit mit Flüchtlingen aus Köln, Berlin und Hamburg sowie aus Regensburg belegt.


Vom März 45 ab wurde der Unterricht völlig eingestellt. Mit dem Einzug der amerikanischen Truppen fielen Lehrerwohnhaus und Schulgebäude der Beschlagnahme durch die Truppen zum Opfer. Im Lehrerwohnhaus zog ein Truppenstab ein, im Lehrgebäude eine Kompanie Panzerjäger. Die beiden Lehrkräfte mußten im Dorfe unten Notquartiere beziehen.                                       

Endlich im Spätsommer 1955 zogen die Truppen ab und die Lehrer konnten wieder ihre Wohnungen beziehen. Ab September 1945 wurden sie jedoch wegen ehemaliger Zugehörigkeit zur NSDAP dienstenthoben. Fremde Aushilfskräfte traten an ihre Stelle. Man stellte vorübergehend bis zu sieben Lehrer ein, da die Kinderzahl infolge der ungeheuren Flüchtlingszahl gewaltig angewachsen war. Erst 1948 wurde der ehemalige Schulleiter wieder eingestellt als Lehrer auf Dienstvertrag, um erst 1950 wieder die Schulleitung übernehmen zu dürfen. Durch den Wegzug der Heimatvertriebenen sank in den nächsten Jahren die Schülerzahl wieder gewaltig, so daß nach und nach die Zahl der Lehrkräfte wieder verringert wurde. 1950 waren es noch fünf Lehrkräfte, 1955 noch vier Lehrkräfte und 1958 nur mehr drei Lehrkräfte. Im März 1958 zählte die Schule nur mehr 121 Kinder, während es 1945/46 weit über 300 waren.     

                                                                   
Im Schuljahr 1959/60 erhielt die Schule wieder eine vierte Lehrkraft, nachdem die Schülerzahl wieder angestiegen war.